Er war Seemann, Formel-1-Fahrer, Le-Mans-Sieger – und ein Mann mit Rückgrat. Jochen Mass prägte den internationalen Motorsport über Jahrzehnte, ohne je den Boden unter den Füßen zu verlieren. Jetzt ist er im Alter von 78 Jahren gestorben.
Vom Deck zur Boxengasse: Der ungewöhnliche Werdegang
Geboren am 30. September 1946 in Dorfen bei Bad Segeberg, schlug Jochen Mass zunächst eine seemännische Laufbahn ein. Erst spät kam er zum Motorsport – doch was als Ausprobieren begann, wurde schnell zur Passion. Mit Geschick, technischem Verständnis und Mut kämpfte er sich von Tourenwagenrennen über Formel 2 bis in die Königsklasse vor.
Formel 1: Zwischen Erfolg und Schicksalsschlägen
1973 debütierte Mass in der Formel 1. Seine Karriere führte ihn zu Teams wie Surtees, McLaren und Arrows. Den einzigen Grand-Prix-Sieg seiner Karriere errang er 1975 im spanischen Montjuïc – ein Rennen, das von einem tödlichen Unfall überschattet wurde und ihm früh die gefährliche Ambivalenz des Sports vor Augen führte.
Einer der tragischsten Momente seines Lebens ereignete sich am 8. Mai 1982, als er in Zolder in einen Trainingsunfall mit Gilles Villeneuve verwickelt war. Villeneuve kam dabei ums Leben. Mass war nicht schuld – doch der Vorfall ließ ihn den Formel-1-Zirkus bald darauf verlassen.
Le Mans und Langstrecke: Die zweite Karriere
Nach dem Abschied aus der Formel 1 wurde Mass zum Star der Langstreckenszene. 1989 gewann er gemeinsam mit Mercedes das 24-Stunden-Rennen von Le Mans. Seine Rolle ging dabei weit über das Lenkrad hinaus: Als Mentor begleitete er jüngere Fahrer, darunter auch Michael Schumacher, und wurde zum gefragten technischen Berater.
Der kritische Chronist des Motorsports
Jochen Mass war nicht nur Fahrer, sondern auch ein kluger Kopf. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere arbeitete er als TV-Experte und Kommentator – sachlich, reflektiert, mit einem Sinn für Geschichte und Verantwortung. Er kritisierte die zunehmende Kommerzialisierung und sprach sich früh für mehr Sicherheit im Motorsport aus.
Tod nach Schlaganfall: Abschied von einem echten Charakter
Jochen Mass ist am 4. Mai 2025 im Alter von 78 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls gestorben. Er starb im Kreise seiner Familie in Südfrankreich. Bis zuletzt blieb er ein aufrechter Beobachter seines Sports – klug, bescheiden und mit trockenem Humor.
Der letzte seiner Art?
Jochen Mass verkörperte eine Generation, für die Motorsport nicht nur Wettbewerb, sondern Charakterfrage war. In einer Zeit, in der das Authentische rar wird, war er ein Ruhepol, ein Mahner, ein
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