Rennsport für die Straße von Porsche

 

 

Für die vierte Generation zieht Porsche alle Register und erfindet den GT3 RS neu. Selten passte die Floskel “Rennwagen für die Straße” besser als beim 992 GT3 RS!

Was soll da noch kommen? Diese Frage haben sich viele von uns Anfang des Jahres 2021 gestellt, als Porsche den aktuellen GT3 präsentiert hat. Mit 510 PS, Hinterachslenkung und vom Rennsport inspirierter Schwanenhals-Aufhängung für den Heckflügel war eigentlich wenig Luft nach oben. Doch Porsche belehrt uns einmal mehr eines Besseren!

Wilder war noch kein Serien Porsche

Die größte technische Änderung betrifft das Kühlkonzept. Statt wie bisher auf drei Kühler setzt der neue GT3 RS auf einen im Vorderwagen schräg positionierten Mittenkühler. Ein Bauteil, das so auch in den Rennsportbrüdern 911 RSR und 911 GT3 R verwendet wird. Dieser radikale Schritt hat einen Nachteil, denn der extremste 992 mit Straßenzulassung hat keinen Kofferraum mehr. Gepäck kann nur hinter den serienmäßigen Vollschalensitzen verstaut werden, was bedeutet, dass für den nächsten Alpentrip leicht gepackt werden muss.

Der fehlende Kofferraum ist für ein Tracktool allerdings zu verkraften, zumal die Vorteile klar überwiegen. Durch den gewonnenen seitlichen Platz konnten die Ingenieure an der Front stufenlos verstellbare Flügel-Elemente verbauen, die angesichts des gigantischen Heckflügels (der erstmals bei einem Serien-911 über das Dach ragt) unabdingbar sind. So generiert der GT3 RS bei 200 km/h 409 Kilo und bei 285 km/h 860 Kilo Abtrieb.

Im Vergleich zum Vorgänger bietet der GT3 RS doppelt so viel Downforce und sogar drei Mal so viel wie ein aktueller GT3. Kaum zu glauben: Durch die aktive Aero soll der GT3 RS unter bestimmten Bedingungen sogar höhere Kurvengeschwindigkeiten erreichen als ein GT3 Cup mit Slicks.

 

 

DRS serienmäßig beim 911 GT3 RS

Erstmals stattet Porsche ein Serienauto mit DRS aus. Auf Knopfdruck am Lenkrad lässt sich der obere Teil des XXL-Flügels hydraulisch flachstellen, bei einer Vollbremsung gibt es zudem eine Airbrake-Funktion, die aus 200 km/h eine Verbesserung des Bremswegs um rund 2,5 Meter bringen soll. Sie merken schon, Porsche meint es ernst mit dem Rennsport-Bezug.

Einzüge noch extremer als beim Porsche GT4 RS

Auch optisch würde der GT3 RS ohne Kennzeichen im Starterfeld des 24-Stunden-Rennens nicht auffallen. Abgesehen vom fast schon überdimensioniert wirkenden Heckflügel, der unter Straßenautos seinesgleichen sucht, sind die Einzüge an den Radhäusern das optische Highlight. Was wir schon vom GT4 RS kennen, treibt Porsche beim GT3 RS auf die Spitze: Sowohl an den vorderen als auch hinteren Radhäusern sorgen die Einzüge, die an den 911 GT1 erinnern sollen, dafür, den Staudruck im Radkasten zu verringern. Die Sideblades lenken die Luft wirkungsvoll an die Fahrzeugseite.

Durch die spektakulären Einzüge bedingt, musste Porsche für den GT3 RS neue Türen designen. Die sind aus Carbon gefertigt und sollen acht bis neun Kilo einsparen. Und wo man schon mal dabei war, spendierte man dem Topmodell auch gleich neue, alte Bügelgriffe anstelle der ausklappbaren Türgriffe der 992-Generation.

Ebenfalls neu ist die Außenfarbe “Eisgraumetallic”, zu der das Fotofahrzeug rot eloxierte Schmiederäder trägt. Wem das etwas zu heftig ist: Es stehen insgesamt drei unterschiedliche Felgen-Optionen (zwei Schmiederäder und ein Magnesiumrad) zur Wahl, die selbstverständlich auch in weniger auffälligen Farben geordert werden können. Anlässlich des 50. Jubiläums wurde zudem das RS-Logo abgeändert. Wer genau hinschaut, erkennt eine neue Schriftart für das RS.

Die im ersten Moment ungewohnt wirkenden Finnen rechts und links auf dem Dach sind keine Show, sondern erfüllen einen Zweck. Durch die riesigen Auslässe in der Fronthaube strömt die Luft des Mittenkühlers über das Dach. Die Finnen lenken die Luft nach außen, was für niedrigere Ansaugtemperaturen sorgt.

 

 

Der 4,0-Liter-Saug-Motor bleibt

Und wo wir schon bei der Leistung sind: Im Heck arbeitet der aus dem GT3 und GT4 RS bekannte, hochemotionale 4,0-Liter-Sechszylinder-Boxer, den Porsche noch mal überarbeitet hat. Dank geänderter Luftzuführung und schärferer Nockenwellen bringt es der GT3 RS auf 525 PS – ein Plus von 15 PS gegenüber dem GT3. Über die im Vorfeld oft spekulierte Drehzahlanhebung auf 9500 U/min müssen Kunden verzichten.

So wie den Vorgänger gibt es auch die neueste RS-Generation ausschließlich mit PDK. Durch eine kürzere Übersetzung beschleunigt der 1450 Kilo leichte GT3 RS in 3,2 Sekunden auf 100 km/h und in 10,6 Sekunden auf 200 km/h. Beim Topspeed fordert die extreme Aero ihren Tribut: Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 296 km/h ist der neue der langsamste Porsche GT3 RS von allen.

Doch das dürfte zu verkraften sein, schließlich ist der Porsche GT3 RS nicht auf der Autobahn, sondern auf der Rennstrecke zu Hause. Für maximale Performance haben die Entwickler die Bauteile der Doppelquerlenker-Vorderachse als Tropfenprofile ausgeführt, was den Abtrieb an der Vorderachse erhöht. Wegen der breiteren Spur (plus 29 Millimeter im Vergleich zum Porsche 911 GT3) sind die Lenker der Doppelquerlenker-Vorderachse länger und gleichzeitig wurden die Federraten der Mehrlenker-Hinterachse ebenfalls angepasst.

 

 

Neues Lenkrad mit vielen Einstellmöglichkeiten

Per Drehregler am Lenkrad kann der Fahrer im Track-Modus die Hinterachs-Quersperre verstellen und sogar die Dämpfer an Vorder- und Hinterachse in Druck- und Zugstufe separat einstellen. Zusätzlich wird erstmals die Reifentemperatur für jeden Reifen einzeln erfasst und dargestellt.

Der Porsche GT3 RS kostet 50.000 Euro mehr als ein GT3

Bestellbar ist der neue GT3 RS ab sofort zum Basispreis von 229.517 Euro – ein Aufpreis von ziemlich genau 50.000 Euro gegenüber dem GT3. Die ersten Kundenfahrzeuge sollen mit etwas Glück noch im Kalenderjahr 2022 ausgeliefert werden. Und auch wenn der GT3 RS keine Stückzahl-Limitierung hat, dürfte es schwer werden, einen zu bekommen.

 

Porsche hat es wieder einmal geschafft. Der neue Porsche GT3 RS kommt mit feinster Motorsport-Technik. DRS, volleinstellbares Fahrwerk und mehr gibt es in dieser Preisklasse sonst nicht. Dass Porsche auch weiterhin am 4,0-Liter-Sauger festhält, ist ein Statement!

 

 

Zusammenfassung Porsche 911 GT3 RS

Porsche hat mit dem neuen 911 GT3 RS eine kompromisslos auf Performance ausgelegte Präzisionsmaschine präsentiert. Neben dem 525 PS starken Hochdrehzahl-Saugmotor dürfen sich zahlungskräftige Kunden auf Rennsport-Features wie DRS freuen.

Der neue Porsche GT3 RS bedient sich laut Angaben von Porsche konsequent der Technologien und Prinzipien aus dem Motorsport. Neben dem Hochdrehzahl-Saugmotor mit Rennsportgenen und intelligentem Leichtbau beweise vor allem das Kühl- und Aerodynamikkonzept die direkte Verwandtschaft mit seinem Motorsportbruder 911 GT3 R.

Basis für die deutliche Performance-Steigerung ist das Mittenkühlerkonzept, das erstmals beim Le Mans-Klassensieger 911 RSR und anschließend auch im 911 GT3 R zum Einsatz kam. Anstelle des bisherigen Layouts mit drei Kühlern setzt der neue 911 GT3 RS auf einen großen, schräg angeordneten Mittenkühler im Vorderwagen. Dieser ist dort positioniert, wo sich bei anderen 911-Modellen der Kofferraum befindet. Stufenlos verstellbare Flügel-Elemente an der Front sowie am zweigeteilten Heckflügel sorgen in Kombination mit einer Vielzahl weiterer Aerodynamik-Maßnahmen für 409 kg Gesamtabtrieb bei 200 km/h. Bei 285 km/h liegt der Gesamtabtrieb bei 860 Kilogramm.

 



Der Vierliter-Hochdrehzahl-Saugmotor wurde gegenüber dem 911 GT3 weiter optimiert. Die Leistungssteigerung auf 386 kW (525 PS) wird in erster Linie über neue Nockenwellen mit geänderten Nockenprofilen erreicht. Aus dem Motorsport abgeleitet sind die Einzeldrosselklappen-Sauganlage sowie der starre Ventiltrieb. Das Porsche Doppelkupplungsgetriebe (PDK) mit sieben Gängen verfügt über eine gegenüber dem 911 GT3 verkürzte Gesamtübersetzung. Lufteinlässe am Unterboden sorgen dafür, dass das Getriebe auch extremen Belastungen bei häufigem Einsatz auf der Rundstrecke standhält. Der 911 GT3 RS beschleunigt in 3,2 Sekunden von null auf 100 km/h und erreicht im siebten Gang eine Höchstgeschwindigkeit von 296 km/h.

Der 911 GT3 RS bietet drei Fahrmodi: Normal, Sport und Track. Im Track-Modus lassen sich die Grundeinstellungen individuell anpassen. So können unter anderem Druck- und Zugstufe der Dämpfer an Vorder- und Hinterachse separat und mehrstufig verstellt werden. Auch die Hinterachs-Quersperre lässt sich über Drehregler am Lenkrad verstellen. Das erfolgt schnell und intuitiv mit dem ebenfalls aus dem Motorsport übernommenen Bedien- und Anzeigekonzept: Am Lenkrad sitzen vier einzelne Drehregler sowie eine Taste für das DRS.

Wie gefällt dir der neue Porsche 911 GT3 RS?

 

Quelle: Autobild, Motorline und Porsche