Die E-Klasse auf abwegen.

 

Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2

 

Ein paar Plastikplanken und ein paar Millimeter mehr Bodenfreiheit. Das war Jürgen Eberle für die Allterrain-Version der E-Klasse etwas zu wenig. Deshalb macht der Mercedes-Ingenieur Schluss mit dem Etikettenschwindel und baut einen Geländekombi, der seinen Namen auch verdient.

Nach Feierabend träumt Jürgen Eberle von der G- Klasse. Denn der Mercedes-Benz – Ingenieur ist leidenschaftlicher Off-Roader, kraucht jedes Wochenende durch Steinbrüche und Kiesgruben und sehnt sich auf den legendären Rubicon-Trail in Kalifornien. Und nichts würde er sich dafür mehr wünschen als einen 4x4x2. Weil der aber den finanziellen Rahmen des Ingenieurs sprengt und er sich als Mercedes-Mann mit seinem Jeep auch nur bedingt wohl fühlt, selbst wenn der noch aus der Zeit der Fusion mit Chrysler stammt, hat er jetzt eine andere Lösung gefunden – und sich auf Basis des neuen Geländekombis Allterrain die ultimative E-Klasse gebaut.

 

Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2-Geländekombi

 

,,Als wir mit der Arbeit am Allterrain begonnen haben, kam mir natürlich gleich der 4x4x2 aus der G-Klasse in den Sinn,” erinnert sich Eberle an eine Schnapsidee mit ungeahnten Folgen. Denn aus der eher rhetorischen Frage, ob die Portalachsen der G-Klasse nicht auch unter eine E-Klasse passen würden, ist beinahe über Nacht ein Entwicklungsprojekt geworden. Zwar musste Eberle dabei schnell lernen, dass er die Portale nicht einfach von den Starrachsen des Geländewagens an die Mehrlenkerachsen der Business-Baureihe stecken kann. Doch da war sein Ehrgeiz schon geweckt und sein Erfindergeist gefordert. Und weil er nicht nur Rückendeckung und ein kleines Budget von seinem Chef, sondern auch viel Hilfe aus allen Abteilungen bekommen hat, war das Problem nach sechs Wochen gelöst und das erste Portalgetriebe für eine moderne Mehrlenkerachse entwickelt.

Statt bislang maximal 16 hat der Allterrain als 4x4x2 jetzt 42 Zentimeter Bodenfreiheit, mit denen er sich von kniehohen Büschen allenfalls noch am Bodenblech kitzeln lässt und die Insassen trockenen Fußes auch durch 50 Zentimeter tiefe Bachläufe bringt. Weil zudem die Spurweite um bald 20 Zentimeter gewachsen ist, trägt die E-Klasse jetzt mächtige Kotflügelverbreiterungen und stempelt den normalen Allterrain daneben zum Spielzeugauto.

 

Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2-Gelände-Offroad

 

Zwar hat Eberle in diesen Wochen noch weniger Zeit für seine Offraod-Abenteuer gehabt. Doch der Verzicht war es wert. Schließlich steht dafür jetzt vor der ultimativen E-Klasse, die sich im Gelände von nichts und niemandem etwas vormachen lässt und selbst mit der auf dem legendären Schöckl in Graz zur Offroad-Ikone gereiften G-Klasse tapfer Schritt hält. Die Böschungswinkel jedenfalls sind besser als bei dem Vierkant aus Graz, die hohe Bodenfreiheit kompensiert auch den langen Radstand und solange der Untergrund weder Sperren noch Untersetzung verlangt, kraxelt der Kombi durch die Pampa ohne mit der Wimper zu zucken: Umgestürzte Baumstämme, kniehohe Felsbrocken, tiefe Furchen im Feldweg – wo ein normaler Allterrain längst aufgeben müsste, geht für den 4x4x2 das Abenteuer erst richtig los.

Zwar kraxelt der Allterrain als Bigfoot von Benz jetzt tatsächlich nicht nur über Stock und Stein, sondern auch über Bäume und Brocken und macht seinem Namen damit doch noch alle Ehre. Aber ein Hindernis muss die E-Klasse fürs Extreme noch nehmen: Ihr fehlt der Segen der Manager, bevor Eberles Traum von einer Kleinserie in Erfüllung geht.

 

Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2-All-Terrain

 

Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, hofft der Ingenieur. Erstens, weil das Auto so viel Spaß macht, dass man sich seiner Faszination kaum entziehen kann und mit einem Grinsen aussteigt, das für ein Nein viel zu breit ist. Und zweitens, weil es in der aktuellen Stimmungslage zwar wichtigere Dinge beim Daimler geben mag als ein Spielzeugauto für ein paar Spinner im Schlamm, ein paar positive Schlagzeilen aber nicht schaden können.

Jedes Mal, wenn Eberle mit Michael Kelz spricht, der die Entwicklung der E-Klasse als Chief Engineer verantwortet, glüht das Fünkchen Hoffnung deshalb ein bisschen heller. Nicht umsonst hat der sicherheitshalber schon mal eine Patentanmeldung für das Portal vorangetrieben und seinem Mitarbeiter versprochen, sich das Konzept in den nächsten Wochen sehr genau anzuschauen. Für Eberle ist das natürlich eine gute Nachricht. Aber die Sache hat auch einen Haken: Je öfter die Entscheider mit der E-Klasse fahren, desto seltener kann er ans Steuer. Dabei würde er doch so gerne mit dem Allterrain ins Abenteuer starten. Es muss ja nicht gleich der Rubicon-Trail sein. “Aber der Schöckl wäre für den Anfang schon mal nicht schlecht.”

 

Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2-E-Klasse

 

Die E-Klasse 4x4x2 sieht verdammt gut aus.

 

Folgend noch ein Video zur Mercedes-Benz-E-Klasse-4x4x2-E-Klasse:

Quelle: AutoPresse